Krieg ist scheiße, Putin nicht verrückt sondern nur ein skrupelloses berechnendes Arschloch, der Westen und seine Werte, ich würd lieber Musik machen.
So, länger nix geschrieben gehabt. Das Ganze hatte zwei Ursachen. Zum einen habe ich in den letzten zwei Wochen ziemlich genau das gemacht, was ich die Wochen davor auch gemacht habe, aufnehmen, mixen, ausprobieren. Wär glaub ich etwas langweilig geworden ständig das Gleiche zu schreiben. Zum anderen hat sich die weltpolitische Lage seit dem letzten Logbucheintrag massiv verändert. Es war immer mein Selbstverständnis mich zu aktuellen politischen Themen zu äußern, was mir in diesem Fall schwer fällt. Das liegt weniger daran, dass ich keine Meinung hätte sondern eher daran, dass mir die Lösung fehlt. Und auch das gehört zu meinem Selbstverständnis. Meckern darf jeder, aber wenn kein konstruktiver Alternativvorschlag vorliegt, wird meckern auch gerne zum rum heulen. Angesichts des Leids der ukrainischen Bevölkerung fänd ich es hier heuchlerisch rum zu heulen. Deshalb musste ich mir ein paar Tage Gedanken machen, wie ich mich dazu positionieren will. Klar ist, Krieg ist scheiße. Das klingt für mich etwas zu einfach, aber bringt doch eigentlich alles auf den Tisch.
Vorgestern habe ich aber in den sozialen Medien eine Sichtweise endeckt der ich durchaus bereit bin zu folgen. Ich werde Putin ab sofort nicht als Geisteskrank bezeichnen. Nicht weil ich glaube er wäre es nicht, sondern weil ich es nicht weiß, genauso wenig wie irgendein Experte aus den Medien das beurteilen könnte. Aber das Ding ist doch, wenn diese vollkommen unbewiesene Behauptung die Runde macht, wem nützt das? Die Antwort ist doch recht einfach, es nützt Putin selbst. Denn, ein Geisteskranker mit Zugang zu Atomwaffen, macht allen Angst. Wenn deine Feinde Angst haben, hast du irgendwas richtig gemacht. Jetzt verändern wir kurz die Sicht der Dinge und sagen, genauso unbewiesen, Putin ist nicht verrückt sondern einfach ein skrupelloses berechnendes Arschloch. Die Folge ist, ich habe immer noch Angst, aber mir wird klar ein skrupelloses berechnendes Arschloch ist sich seiner Handlungen bewusst und er wird immer auch mit Reaktionen seines Handelns rechnen und entsprechend abwägen. In dem Fall wäre der Einsatz atomarer Waffen für Putin die letzte Patrone und bevor diese eingesetzt wird haben wir etwas mehr Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wie gesagt, ob Putin verrückt ist oder nicht, wissen wir nicht, können wir nicht beeinflussen und es nützt auch nichts sich sein Handeln damit zu erklären. Stattdessen haben wir überhaupt nichts verloren wenn wir Ihm ein rationales Handeln unterstellen und dadurch unsere Angst soweit zurück zu schrauben um diese nicht zur Grundlage unserer Entscheidung zu machen. Sollte er wirklich verrückt sein haben wir auch nichts gewonnen, wenn wir unsere Entscheidungen anders treffen als hätten wir ein rationales Gegenüber. Denn solange wie wir Putin nicht zu fassen kriegen kann er verrückt oder skrupellos sein wie er will, es wird an der Situation nichts ändern. Sollten wir ihn irgendwann mal zu fassen kriegen ist es aus juristischer Sicht sicher vorteilhaft, wenn er Herr seiner Sinne ist und ziemlich genau weiß was er angerichtet hat. Liefern wir Ihm doch nicht jetzt schon eine Argumentationsgrundlage für seine Schuldunfähigkeit.
Ich glaube ich habe einem skrupellosem Arschloch gerade viel mehr Platz auf meiner Homepage eingeräumt als mir lieb ist. Dabei wollte ich mich hier auch noch über unsere Verhalten aufregen. Wir, der glorreiche Westen, der wie immer in einer Kriese seine ach so hohen Werte deutlich sichtbar auf die Fahnen schreibt um sie anschließend mit Füßen zu treten. Beispiel 1.: Flüchtende. Gut das da jetzt genau unterschieden wird, welcher Flüchtende es Wert ist an unseren Werten zu partizipieren. Keine Frage , alle Menschen die aus der Ukraine flüchten haben berechtigterweise einen Anspruch auf Schutz und Sicherheit in unserer Gemeinschaft. Aber wenn wir das tun um unsere humanistischen Werte zu leben muss der Fokus auf den flüchtenden Menschen liegen, nicht auf den ukrainischen Flüchtenden. Meine Solidarität gilt allen schutzsuchenden Menschen und jeder der da unterscheidet ist in meinen Augen moralisch keinen Deut besser als der Wichser Putin. Beispiel 2.: Gas. Statt weiter Gas aus Russland zu beziehen sollten wir uns eingestehen, dass wir hier Opfer bringen müssen. Und Opfer tun weh. Wir haben der Ukraine Solidarität ausgesprochen. Den Menschen vor Ort ist aber nicht geholfen, wenn wir Russland nach wie vor die Möglichkeit geben einen wirklich teuren Krieg mit unserem Geld zu finanzieren. Ja wir benötigen Gas und Öl aus der ganzen Welt, wir sollten da eigentlich schon viel weiter sein, aber so ist der Stand nun mal. Statt jetzt also halbherzig unsere Werte zu verteidigen, könnten wir versuchen mit den sich ergebenen Engpässen zu leben, Alternativen zu suchen und zu fördern und auf diesem Weg eine Zukunft aufbauen in der wir nicht weiter den Klimawandel zuspitzen und nicht von Gas, Öl oder anderen Rohstoffen irgendwelcher Diktatoren abhängig sind.
Ja das wird hart, aber unsere Werte heißen Werte weil Sie einen WERT innehaben und die genau deshalb nicht umsonst sind. Und der Wert bemisst sich danach, wie viel wir bereit sind dafür zu zahlen. Ich bin der festen Überzeugung es wird nicht mal ansatzweise so schlimm wie das, was die ukrainische Bevölkerung jetzt erlebt. Da wir uns aufgrund unserer Werte solidarisch mit Ihnen zeigen wollen, sollten wir auch konsequent die Einschränkungen in Kauf nehmen. Da unsere Solidarität sonst ungefähr den Wert von „gute Besserungswünschen“ hat, was in meinen Augen deutlich zu wenig ist, und ein skrupelloses Arschloch in seinem Vorgehen nur bestätigt. Es ist unsere Entscheidung.
Beispiel 3.: Krieg in Europa. Ständig reden wir davon seit dem zweiten Weltkrieg kein Krieg mehr in Europa gehabt zu haben. Das stimmt ja so nicht ganz. Irgendwie hab ich da ne andere Erinnerung, aber was weiß ich schon. Ich halte es für gefährlich den kriegerischen Auseinandersetzungen innerhalb Europas nicht den Kriegsstatus beizumessen, da dann Krieg immer erst Krieg ist wen der Status Quo bedroht ist. Denn das würde auch bedeuten in kriegerischen Auseinandersetzungen nur so weit intervenieren zu dürfen, wie es der Aufrechterhaltung des Staus Quo dienlich ist. Ich will den Status Quo gar nicht beurteilen, aber egal ob gut oder schlecht, es ist keiner unserer Werte. Unserer Werte stehen für Offenheit und Fortschritt, was ungefähr das Gegenteil des Status Quo ist.
Es bleibt dabei, Krieg ist scheiße und ich habe Angst.
So genug der Politik. Ich mach viel lieber Musik. Wie eingangs bereits erwähnt habe ich die letzten Tagen weiter aufgenommen und mit verschiedenen Instrumenten und Sound experimentiert. Aktuell stehen Lunte Aufnahmen auf dem Programm, aber ich hab da auch noch so ein paar andere Dinge am Laufen. Alles zu seiner Zeit. Des Weiteren habe ich in den letzten Tagen einiges an meinem Set geprobt, denn nächste Woche ist ja schon soweit. Am 15.03 spiele ich zusammen mit Andre Sinner im Neuland in Bochum. Ich werd hier auf der Seite noch eine Veranstaltung einstellen, damit Ihr wisst wo Ihr hin müsst.
Heute Nachmittag werde ich noch etwas Schlagzeug für meine nächsten Veröffentlichungen aufnehmen und dann heute Abend noch ne Schlagzeugspur für Lunte aufnehmen.
So , jetzt sind wieder alle auf Stand. Bis zum nächsten Logbucheintrag allen eine gute Zeit und bis denne.